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fondsmagazin_3_2015 - Katers Welt

Illustration:ChristianWischnewski fondsmagazin 3.2015 29 Katers Welt MArktWert GEOpOLItIK Europa ist mittEnDrin von der ukraine-Krise bis zu den Flüchtlingsströmen, die Europäer bekommen veränderungen in der Weltordnung zu spüren. Die Eu-Mitglieder sind gefordert, noch stärker politisch zusammenzuarbeiten. M it Unbehagen schaute man in Nordeuropa im ers- ten Halbjahr nach Athen. Ist der Euro angesichts der offensichtlichen Schwierigkeiten nicht vielleicht doch eine Schnapsidee? Die erregten Diskussionen verstummten schlagartig, als das griechische Parlament dem Vorschlag „Kredite gegen Konditionen“ um fünf nach zwölf dann doch noch zu- stimmte. Dafür drängt ein neues europäisches Problem in den Vordergrund: scheinbar unkontrollierbare Flüchtlingsströme aus den Krisengebieten im Nahen Osten und in Afrika. Die Ereignisse verdeutlichen, wie sich die Weltordnung ver- ändert hat. Vorbei die Trennung in Ost und West – zwischen den ideologischen Blöcken – sowie in Nord und Süd – zwischen Reich und Arm. Die Aufhebung der Ost-West-Blöcke gab einen wesentlichen Anstoß für die neue Bedeutung der Geopolitik, aber nicht den einzigen. Auch in anderen Regionen sind fundamentale Neuorientierungen losgebrochen. Rückblickend erscheint die vor 20 Jahren aufgeworfeneThese vom Ende der Geschichte nach dem Fall der Mauer als spektakuläre Fehldiagnose – derartige Irrtümer können also nicht nur Ökonomen, sondern auch Historikern unterlaufen. Der europäische Kontinent ist nun umzingelt von Problemen, die mit den ungeklärten Machtverhältnissen in Osteuropa und der Neuordnung des Nahen Ostens sowie Nordafri- kas verbunden sind. Die Gefahr, dass regionale Konflikte die Randregionen auch unbeteiligter Länder destabilisieren, wäre noch größer, gäbe es nicht die Europäische Union. Die Länder der Union stehen dabei vor sehr ähnlichen Herausforderungen, von der externen Migration bis zur eigenen Demografie. Wie beim Euro entsteht jedoch der Eindruck, dass Europa für diese Aufgaben keinen ausreichenden Gemeinschafts- geist besitzt. Einigkeit besteht weder bei der Migration noch bei einer gemeinsamen Armee oder in Finanzfragen. Den EU-Mit- gliedstaaten gelingen in vielen Punkten nur pragmatische Provi- sorien, kein größeres Ganzes. Das liegt zum Teil an den hohen Hürden zu einer engeren politischen Integration mit den dafür notwendigen Verfassungsänderungen. Zugleich ist es angesichts der selbst in Europa bestehenden kulturellen und institutionellen Unterschiede verständlich, dass ein Zusammenwachsen sehr viel Zeit und viele Versuche benötigt. Allerdings sind mit dem wachsenden geopolitischen Druck und der Einführung des Euro Zwänge geschaffen worden, die eine stärkere politische Zusammenarbeit einfordern. An den Finanz- märkten hat sich der Eurostress ebenso wie die Ukraine-Krise in kurzen Börsen- turbulenzen, nicht jedoch in dauerhaften Trends gezeigt. Solange die politische Agenda Europas weiter auf die enge poli- tische Zusammenarbeit – und in vielen Feldern auch auf die vollständige Integra- tion – zielt, wird das so bleiben. „Den EU-Mitgliedstaaten gelingen in vielen Punkten nur pragmatische Provisorien, kein größeres Ganzes“ Dr. ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank

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