[ controlling ] finanzieren 2|2017 beitragsrechnung wie auch die budgetierung von mehr als drei vierteln der befragten durchge- führt. bernt r. a. sierke, professor für controlling an der pfh, sieht großen nachholbedarf. er mahnt: „strategische controllinginstru- mente sind im mittelstand nahezu gar nicht angekommen, und das gros derjenigen anwendungen, die genutzt werden, ist stark ver- gangenheitsbezogen.“ besonders problematisch: knapp ein fünftel der befragten mittelständler ver- folgt keinerlei liquiditätsplanung. „diese unternehmer wissen also weder wann noch woher und in welcher höhe sie in zukunft ein- nahmen generieren werden“, fol- gert sierke (siehe „planungspro- zesse in gang setzen“). zahlungsfähigkeit beachten die liquidität ist eine der wichtigs- ten kennzahlen, die unternehmer im griff haben müssen. sie gibt die zahlungsfähigkeit eines unter- nehmens an. zugleich werden hier die meisten fehler gemacht, wie ilja oswald, firmenkundenbe- treuer bei der nassauischen spar- kasse (naspa), aus erfahrung weiß. er sagt: „ich kenne keinen unter- nehmer, der beispielsweise wegen einer überschuldung in der bilanz insolvenz anmelden musste. pro- bleme entstehen, wenn die liqui- dität ausgeht.“ gerade kleinere unternehmen liefen gefahr, rech- nungen verspätet zu stellen und das mahnwesen zu vernachlässi- „kennzahlen helfen, auf marktgegeben- heiten zu reagieren“ julia ritter, firmenkundenbe- treuerin, sparkasse nürnberg gen. die auftragslage mag noch so gut sein, so oswald, wenn aber das geld in der kasse fehle, könnten verbindlichkeiten nicht bedient werden. in solchen fällen rechnet er gerne vor, wie sich die liquidität verbessern lässt, wenn der unter- nehmer seine forderungslaufzeit um wenige tage optimiert. bezüglich der innenfi nan zie- rungs- und entschuldungskraft ist die analyse des nachhaltigen cashfl ows von zentraler bedeu- tung. er ist maßgeblich für alle kreditentscheidungen (siehe „wichtige größen“). der naspa- firmenkundenbetreuer ermittelt damit beispielsweise die verschul- dungskapazität eines unterneh- mens. sie gibt an, wie viel kredit sich ein betrieb leisten kann. mit einem angenommenen zinssatz berechnet er, wie lange es dau- ern würde, bis der unternehmer seine verbindlichkeiten zurück- führen kann. experte oswald: „der unternehmer sollte in der lage sein, innerhalb von sieben jahren alle verbindlichkeiten zu tilgen.“ bei investitionen in langfristiges anlagevermögen wie immobilien gilt die schwelle bei 15 jahren als erreicht. einmal pro jahr geht oswald mit seinen kunden im jahres- und ratinggespräch deren jah- resabschlüsse durch. hinzu kommen je nach betriebsgröße monatliche oder quartalsweise betriebswirtschaftliche auswer- tungen, planungsberichte und soll-ist-vergleiche, die im bedarfs- fall gesondert mit dem kunden besprochen werden. in der spar- kassen-eigenen analysesoftware ebil werden sämtliche unter- lagen nach einem betriebswirt- schaftlichen schema untersucht, ausgewertet und gegebenen- falls um störfaktoren bereinigt, 1 2 3 4 5 w i c h t i g e g r ö s s e n diese kennzahlen sollten fir- menchefs regelmäßig prüfen. eigenkapitalquote. sie gibt das verhältnis des eigenkapitals zur bilanzsumme wieder und dient als kennzahl für die kreditwürdigkeit. in betrieben mit hoher bonität liegt die quote bei mehr als 25 prozent. umsatzrentabilität. die kennzahl misst die effi zienz eines unterneh- mens, da sie das, was nach abzug der aufwendungen vom umsatz übrig bleibt, also den gewinn, ins verhältnis zum umsatz setzt. cashfl ow. gemessen wird er als differenz zwischen ein- und auszah- lungen innerhalb einer periode und beantwortet damit die frage, wie viel geld eine firma erwirtschaftet. je höher der cashfl ow, desto größer ist die innenfi nanzierungskraft. rohertrag. er errechnet sich aus umsatzerlösen wie auch warenein- satz und ist eine wichtige größe für händler. in relation zum umsatz- erlös ergibt er die handelsspanne. kapitalumschlag. ein beispiel erklärt diese kennzahl: liegt sie bei 2, bedeutet das, ein unternehmen erwirtschaftet für jeden eingesetz- ten euro einen umsatz von 2 euro. je höher der kapitalumschlag ist, desto besser ist die kapitalrendite. damit sich ermitteln lässt, was das unternehmen tatsächlich aus seinem operativen geschäft erwirtschaftet hat. „ein bilanzge- winn von 100 000 euro allein ist nicht aussagekräftig, wenn darin etwa 50 000 euro nicht operativ erwirtschaftete erlöse aus einem grundstücksverkauf stecken“, gibt der firmenkundenbetreuer zu bedenken. am ende der ana- lyse steht eine liste mit sämtli- chen kennzahlen, beispielsweise zu ertragslage, rentabilität und eigenkapitalausstattung. sehr 2/2017 profits 21