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fondsmagazin_3_2015

8 Stabilität nicht mehr gewährleistet. Denn irgendwann könnte eine Regierung der Versuchung erliegen, einen dringenden Finanzbedarf mit neu gedrucktem Geld zu decken – und so käme eine Inflationsspirale in Gang. Deshalb sind Zentralbanken in Markt- wirtschaften meist wie Behörden organisiert. Die Besetzung der wichtigen Posten wird zwar von Re- gierungschefs und Parlamenten beschlossen. Sind die Notenbanker aber im Amt, kann ihnen kein Politiker mehr Anweisungen geben. Beschränkt werden die Hüter der Währungen dann nur durch das Zentralbankgesetz. Es definiert die Aufgaben und den Handlungsrahmen. EZB-Chef Draghi soll mit seiner Geldpolitik eine Inflation von 2 Prozent erreichen und nur als untergeordnetes Ziel die Wirtschaftspolitik im Euroraum unterstützen. US- Kollegin Yellen hat neben Geldwertstabilität und mo- deraten langfristigen Zinsen auch noch einen hohen Beschäftigungsstand auf ihrem Aufgabenzettel. weG MIt Den wolken Um diese Ziele zu erreichen, haben die Notenbanker einen Werkzeugkasten zur Verfügung, den sie je nach Bedarf einsetzen. Ihr wichtigstes Werkzeug ist der Leit- zins, also der Zinssatz, zu dem sich Banken bei der Zentralbank Geld beschaffen. Dass EZB und Fed die Zinsen bis fast auf 0 Prozent gesenkt haben, wissen Sparer aus leidvoller Erfahrung. Denn solange Banken ihr Geld quasi umsonst bei der Notenbank bekommen, benötigen sie kaum zusätzliche Einlagen und senken auch die Zinsen für Sparer auf fast null. Niedrige Leitzinsen – so die Theorie – führen zu mehr Nachfrage nach Krediten und damit mehr Investitionen, mehr Verbrauch und mehr Wirtschafts- wachstum. Dies geht in der Regel aber mit steigenden Löhnen und Preisen einher. Droht die Wirtschaft zu überhitzen, erhöht die Zentralbank deshalb wieder die Leitzinsen und dreht die Entwicklung um. In der Praxis hat die Sache allerdings einen Haken: Die Leitzinspolitik ist wie ein Seil. Mit dem kann die Zentralbank zwar durch höhere Zin- sen Geldnachfrage aus der Wirtschaft herausziehen. Sie kann aber nicht mit Zinssenkungen zusätzliche Nachfrage hineinschieben. Das bedeutet: Selbst wenn die EZB den Banken frisches Geld nahezu kostenlos anbietet, kommt es vor, dass diese es nicht annehmen und ausleihen. Ein Grund dafür ist, dass Unterneh- men in vielen Teilen Europas kaum Neigung fondsmagazin 3.2015 MehrWert Zinspolitik Rückenwind für europäische Unternehmen Noch hängen Wolken über Europas Konjunkturhimmel, doch es gibt erste Lichtblicke: Der niedrige Ölpreis und der schwache Euro verbessern die Geschäftslage europäischer Unternehmen. Die Deka erwartet dieses Jahr immerhin 1,5 Prozent Wachstum in Euroland und 1,4 Prozent im kommenden Jahr. Große Hoff- nungen ruhen auch auf EZB-Präsident Mario Draghi und seinem billionenschweren Kaufprogramm für Anleihen. Der 68-jährige Italiener kennt sich mit großen Summen aus. Denn er war nach einer akademischen Karriere nicht nur für die italienische Notenbank tätig, sondern auch Vizepräsident der Investment- bank Goldman Sachs in London.

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