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fondsmagazin_3_2015

fondsmagazin 3.2015 10 verspüren zu investieren und daher keine Kredite be- nötigen. Ein weiterer Grund: Geldhäuser geben keine neuen Kredite aus, weil sie es nicht können. Seit der Finanzkrise 2008 werden Banken strenger reguliert, um sie sicherer zu machen. Als Folge müssen viele Finanzinstitute aber ihr Kreditgeschäft einschrän- ken. Was tun? Mario Draghi hat zu anderen Mitteln gegriffen. Seit Januar 2015 läuft sein „Quantitative Easing“-Programm, mit dem die EZB Anleihen aller Eurostaaten im Wert von etwa 1,1 Billionen Euro aufkauft. Auf diese Weise will er mehr Geld in den Wirtschaftskreislauf bringen, die Kreditvergabe an- kurbeln und die Wolken am Konjunkturhimmel ver- treiben. Dadurch soll auch die auf minus 0,1 Prozent gefallene Inflationsrate wieder in Zielrichtung 2 Pro- zent steigen. „Draghis Programm dürfte wie geplant bis September 2016 laufen, möglicherweise wird es sogar verlängert“, urteilt Volkswirt Bahr. „Und Zins- erhöhungen wird es frühestens Ende 2018 geben.“ usA Auf betRIebsteMpeRAtuR Etwas weiter ist Janet Yellen, denn die US-Wirtschaft kommt wieder auf Touren, am Arbeitsmarkt herrscht nahezu Vollbeschäftigung. Yellen hat ihr „Quantita- tive Easing“-Programm bereits im vergangenen Jahr beendet. Und nach langem Hin und Her wird sie nach Einschätzung vieler Experten Ende Oktober Hinweis: Redaktionsschluss war der 16. Oktober oder im Dezember den nächsten Schritt tun: Die Fed-Präsidentin könnte die Leitzinsen um 0,25 auf 0,5 Prozent anheben. Es wird eine schwere Entscheidung für Yellen. Einerseits will sie die US-Geldpolitik wieder zur Normalität bringen und Sparen attraktiver machen. Andererseits muss sie die Folgen steigender Leitzinsen fürchten: Sie können die Wirtschaft nicht nur mit höheren Kreditzinsen belasten, sondern gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit des Landes durch einen zu starken US-Dollar beeinträchtigen. Wenn Geld näm- lich wieder rentabler in den USA angelegt werden kann, strömt viel Kapital dorthin – der US-Dollar steigt. Nach Meinung von Holger Bahr sind die USA aber stark genug, um die Zinswende zu verkraften: „Es geht ja nicht darum, bremsend in die Wirtschaft einzugreifen, sondern um den richtigen Zeitpunkt, die Politik der unsäglich niedrigen Zinsen zu beenden.“ Ein anhaltender Kapitalstrom in die USA hätte noch eine weitere Nebenwirkung: Das Geld würde MehrWert Zinspolitik Kontrollierter Temperaturanstieg Bevor Janet Yellen im Februar 2014 das Amt als Fed-Chefin antrat, war sie schon Beraterin des damaligen Präsidenten Bill Clinton und Präsidentin der Fed San Francisco. Die erfahrene Wirtschaftswissenschaftlerin meisterte ihre erste Aufgabe mit Bravour. Sie ließ ein Programm zum Kauf von Anleihen behutsam auslaufen, ohne die Konjunktur zu beeinträchtigen oder die Finanzmärkte zu verunsichern. Nun steht Yellen vor einer noch größeren Herausforderung. Sie muss die Unterstützung der Konjunktur durch niedrige Leitzinsen drosseln, denn Wachstum und Beschäftigung in den USA ziehen an. Hebt sie die Zinsen zu langsam an, könnten irgendwann Überhitzung und Inflation drohen. Erhöht sie die Zinsen zu schnell, kühlt die Konjunktur möglicherweise stark ab.

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