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fondsmagazin_3_2015 - "Der Weltraum wird zweigeteilt"

fondsmagazin 3.2015 Zum Beispiel den Nachweis des Higgs-Boson-Teilchens. Das können Sie sich aber auch nicht ins Wohnzimmer stellen. Die Frage ist, wie man Nutzen definiert. Das Cern liefert vor allem wissenschaftliche Erkenntnisse – und das ist bei der Raum- fahrt nicht anders. Bisweilen war die Grundlagenforschung im All sogar die Basis für Nobelpreise, etwa bei Forschungsergeb- nissen mit Proteinkristallen. Was die Kosten angeht, ändert die NASA allerdings ihre Strategie. Sie teilt den Weltraum in zwei Hälften und widmet sich selbst Mond und Mars. Alles, was sich in Erdnähe abspielt, will sie dagegen kommerzialisieren. Was bedeutet das für die Raumstation ISS? Die NASA will ihre ISS-Module in die Hände von privaten Unter- nehmen geben, die dann damit Geld verdienen können. Zum Beispiel mit Versorgungsflügen oder indem sie im Auftrag von Forschungseinrichtungen und Firmen Experimente durchführen. Was halten Sie davon, dass private Kon- zerne Astronautenshuttles bauen? Davon halte ich sehr viel, denn so können auch Normalbürger ins All fliegen. Denken Sie an die Pioniertage des Autos. Damals konnten sich nur einzelne Reiche einen Wagen leisten. Dann kamen Firmen wie Ford, die am Fließband die Tin Lizzie bau- ten. Dieses Auto war günstig, nahezu jeder konnte es kaufen, der Fortschritt wuchs. Ein Weltraumflug ist aber elitär, oder? Das ist immer so bei etwas Neuem, erst nach einiger Zeit geht der Preis runter. Nehmen Sie Kugelschreiber, die haben in den Fünf- zigerjahren 20 Mark und mehr gekostet. Heute bekommen Sie Kugelschreiber hin- terhergeworfen. Derzeit muss man für eine Kurzreise ins All mit Virgin Galactic noch 250.000 US-Dollar zahlen. Selbst bei die- sem Preis haben schon mehr als 700 Leute den Flug reserviert. Ich möchte wetten, in Foto:FrankReinhold 38 lesensWert raumfahrt „DEr WELtraum WirD ZWEiGEtEiLt“ IntErvIEW MIt uLrIch WALtEr In die raumfahrt kommt mehr Bewegung. Astronauten sollen Mond und Mars erkunden, während Weltraumtouristen von privaten unternehmen durch den Erdorbit geflogen werden. fondsmagazin sprach mit dem Astronauten professor ulrich Walter über die Eroberung des Alls. Herr Walter, obwohl diverse NATO-Staaten Sanktionen gegen Russland verhängt haben, sind im März ein Amerikaner und ein Russe gemeinsam zu einem Rekordaufenthalt auf der Raum- station ISS aufgebrochen. Gelten im All eigene Gesetze? Der Weltraum hat schon etwas Völkerverbindendes. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass sich die Astronauten verschiedener Länder dort oben blind verstehen. Man sieht die Besonderheit auch daran, dass die US-Regierung die ISS explizit von den Sank- tionen ausgenommen hat. Dennoch werden die beiden Partner das Projekt wohl nicht mehr sehr lange weiterführen – auch aus politischen Gründen: Der US-Regierung behagt die Abhängig- keit der NASA von der russischen Sojus-Kapsel nicht, ab 2017 kooperiert sie bei Flügen ins All mit den Unternehmen Boeing und SpaceX. Darüber hinaus entwickelt die NASA das Raum- schiff Orion, mit dem US-Astronauten wieder Projekte mit mehr Pioniergeist in Angriff nehmen werden. Sie sollen 2021 zum Mond und später zum Mars aufbrechen. Mit welchem Ziel? Beim Pioniergeist geht es immer zuerst darum, Grenzen zu verschieben, Neues zu erreichen. Das ist wie früher bei den Expeditionen zum Nordpol oder auf den Mount Everest. Heute wissen die Men- schen, dass sie zu anderen Planeten fliegen können, deshalb werden sie es auch versu- chen. Außerdem kann es ja eines fernen Tages passieren, dass die Menschen die Erde verlassen müssen – wenn zum Bei- spiel eine neue Eiszeit anbricht oder ein Meteorit einschlägt. Aber welchen Nutzen haben die Menschen in der Gegenwart von der bemannten Raumfahrt? Gegenfrage: Der Betrieb des Kernfor- schungszentrums Cern in der Schweiz kostet mehr als 1 Milliarde Euro jährlich. Was haben wir davon? Wagen leisten. Dann kamen Firmen wie Ein Weltraumflug ist aber elitär, oder? DEU JP IN CH USARU 1,6 Quelle: OECD; Stand: 2013 MilliArden fÜr rAuMfAhrt Neben den USA verfügen China, Russland, Indien und Japan über große Etats, um das Weltall zu erkunden oder auch eine feste Mondbasis zu errichten. Deutsche und europäische Raumfahrer wollen sich an solchen Missionen beteiligen. Angaben in Mrd. US-Dollar 39,3 10,8 8,7 4,33,4

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